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… sagt der Hundetrainer, wenn wir über pubertäre Anfälle, spontanen Gedächtnisverlust und Hundeohren auf Durchzug stöhnen.

In der Tat sind wir seit ein paar Monaten mittendrin in der Pubertät. Der Schlaks hat inzwischen seinen ersten Geburtstag hinter sich und  meine Nerven zuweilen schon arg strapaziert. Im Januar zum Beispiel, als er im frischen Neuschnee auf dem Königstuhl ungelogen eine ganze Stunde lang nicht auf einen einzigen Zuruf reagierte, mit der Nase durch den Schnee fräste und komplett im Tunnel war. Auch das lustige Spiel „ich verstecke mich hinter einem Baum, damit Hundi verunsichert ist und mich sucht“ ging voll nach hinten los: Er töffelte völlig unbeeindruckt mit der Nase am Boden seines Wegs. Und ich stand hinterm Baum. Bis ich aufgab und ihm hinterherging, weil ich wirklich Angst hatte, er könne mir verloren gehen.

Nicht ohne meine Schleppleine!

Seit Monaten läuft Marlowe ausschließlich an der Schleppleine, was zwar nervt, aber unterm Strich gut klappt (ich bin inzwischen recht virtuos im Aufwickeln). So habe ich eine Chance, Kommandos durchzusetzen, wenn Monsieur gerade mal akustisch beeinträchtigt ist. Und gaaaanz langsam scheinen ein paar Sachen in den strubbeligen Pubertistenschädel einzusickern. Zum Beispiel, dass Zerren an der Leine blöd, an lockerer laufen hingegen toll ist. Oder dass es sich ja doch lohnt, auf Zuruf zu kommen. Weil dann die Chefin jubiliert und es Leckerli regnet. Oder dass es nix bringt, bei Hundebegegnungen zu erstarren, sich zu ducken und das Gegenüber zu fixieren. Weil die lästige Zweibeinerin dann die Richtung wechselt, sodass man gar nicht mehr starren kann. Solche Dinge eben.

Ich habe einen sehr interessanten Artikel mit dem schönen Titel „Die Pubertät des Hundes überleben!“ gefunden. Er ist von Gabriele Niepel, die eine der bundesweit führenden Ausbilderinnen für Hundeerzieher und Hundeverhaltensberater war. Mir gefallen der wohlwollende Blick auf den Hund und die gelassene Haltung darin gut.

Das klingt jetzt alles unterhaltsam, ist aber zeitweise ganz schön mühsam, auch wenn das Tierchen grundsätzlich ein zauberhaftes ist, nach wie vor ein süßer Schelm und großer Schmuser, der eigentlich alles richtig machen will. Nur klappt es halt nicht immer so einwandfrei.

Die Aussicht, dass die Phase ja irgendwann vorbeigeht (dieses Elternmantra ist lückenlos von Kindern auf Hunde zu übertragen), lässt mich – genau: durchhalten.

Ich schrieb kürzlich schon, dass der tapsige Welpe nun zum schlaksigen Junghund wird. Nun sind wir wieder einen Schritt weiter und die Pubertät kündigt sich an. Marlowe ist jetzt sechs Monate alt und seit einer oder zwei Wochen spüren wir Veränderungen: Er ist schreckhafter geworden, ist häufig sehr aufmerksam und angespannt, grummelt auch mal was an, was ihm komisch vorkommt (zum Beispiel hundefressende Schaufensterpuppen im hell erleuchteten Schaufenster beim Gassi im Dunkeln …).

Gleichzeitig war er problemlos mit uns auf Reisen, hat Ortswechsel und lange Autofahrten sehr cool genommen. Ist nach wie vor freundlich zu allen Hunden und ließ die neue Welpine aus der Nachbarschaft auf seinen Ohren rumkauen und legte sich extra hin, damit sie besser drankam <3.

Aber es ist eindeutig: Im Oberstübchen verdrahten sich die Dinge neu. Ich habe auf der Suche nach Informationen zu dieser Phase einen sehr interessanten Artikel gefunden: Adoleszenz – Der faszinierende Weg der Jugendentwicklung des Hundes von Hundetrainerin Heike Benzing.

Er ist lang – aber sehr aufschlussreich.