
in den letzten tagen hat meine riesin die ganze zeit in so einem papierstapel gelesen. ihr wisst schon: die dinger, die ich gern zerfetzen würde, aber nicht darf. die riesen hingegen setzen sich stundenlang hin und gucken eine seite nach der anderen an. naja, wenn es ihnen spaß macht … jetzt hat sie mir erzählt, wie das buch (so nennen sie diese papierstapel) heißt und was drinsteht:
Homeoffice – Erfolgreiches Heimspiel dank Zeit- und Selbstmanagement“ von Birgit Golms und Gudrun Sonnenberg.
die riesin hat mir erklärt, dass es ein buch für leute ist, die zuhause arbeiten. ich hab erstmal nicht verstanden, was daran so speziell sein soll, dass man dafür ein buch lesen muss. arbeiten nicht alle zuhause? dazu hat sie mir erläutert, dass die meisten riesen in büros oder anderen riesenhütten arbeiten und nicht zuhause. das war mir neu, aber dann hab ich mich an einen kumpel erinnert, der mit seinem riesen immer zur arbeit geht, in eine „agentur“, was auch immer das sein mag. das scheint also so ein fall zu sein, in dem man nicht zuhause arbeitet. und mein riese verschwindet ja auch ab und zu und arbeitet nicht in seinem zimmer. aber zurück zu dem buch.
die riesin sagte, dass es für viele riesen besonders schwierig ist, zuhause zu arbeiten, weil man sich um alles selbst kümmern muss und man privates und beruf schlechter trennen kann. weil da kein chef und kollegen sind, die einem termine setzen oder einen mitziehen, wenn man mal keine motivation hat. weil man leichter vom haushalt oder anderen dingen zuhause abgelenkt wird und manchmal die anderen familienmitglieder das arbeiten zuhause nicht so ernst nehmen und einen stören.
und für alle diese probleme hat das buch hilfreiche tipps, sagt die riesin. sie war vor allem sehr angetan davon, dass selbst sie mit jahrelanger homeoffice-erfahrung noch interessante anregungen darin fand, von denen sie einige sicher aufgreifen und umsetzen wird. sie sagte auch, dass es total hilfreich ist, dass vermeintliche selbstverständlichkeiten (pausen machen! auch privates einplanen! usw.) aufgeschrieben und mit praktischen checklisten und tipps versehen sind. denn sonst vergisst man gerade die selbstverständlichkeiten so leicht.

besonders spannend fand sie das kapitel über die vereinbarung des arbeitens zuhause mit kindern (so nennen die riesen ihre welpen). die idee, der welpine einen kleinen schreibtisch in ihr büro zu stellen, fand sie ziemlich revolutionär. und sehr gut gefiel ihr auch der abschnitt, der „gut für sich sorgen“ heißt, weil das ja sonst immer gern vergessen wird. viele andere dieser bücher predigen immer disziplin und organisation, aber dass man sich auch um sich selbst kümmern muss, um die arbeitsfähigkeit zu erhalten und überhaupt gut drauf zu sein, das wird oft vergessen.
ich hab mir das alles angehört und muss mich mal wieder über die riesen wundern. ich zum beispiel habe überhaupt kein problem mit dem arbeiten zuhause. ich habe einen streng geregelten tagesablauf, den ich ohne probleme einhalte: schlafen, gassi, fressen, schlafen, fressen, schlafen, gassi, fressen, spielen, schlafen.
zwischendurch erledige ich wichtige aufgaben wie: auf den hof runterwuffen, den paketboten anbellen, meine riesin zum lachen bringen, der nacktwelpine beim singen zuhören und ihr dabei das ohr lecken, meinen kopf aufs knie des riesen legen, die nachbarin zum gassi ausführen, bei abwesenheit der riesen die hütte bewachen usw. und diese aufgaben nehme ich selbstverständlich sehr ernst.
ich weiß nicht, was daran so schwierig sein soll. es erfordert halt disziplin, und die scheint manchen riesen zu fehlen. die trennung zwischen beruf und privatleben finde ich persönlich nicht so wichtig, denn im grunde bin ich immer im dienst. und durch den haushalt lasse ich mich auch nicht ablenken (die riesin auch nicht, sagt sie).
also, ich brauche dafür kein buch. aber die riesin fand es super. das zeigt mal wieder, dass wir ihnen doch oft überlegen sind.
p.s.: eine der riesinnen, die das buch geschrieben haben, hat dazu auch ein blog: www.kollege-ich.de
foto: © Lilly Dippold/PIXELIO